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Bildschirmtext - ein tolles Netz!


Aus heutiger Sicht mag es belächelt werden, daß man sich mal mit dem Fernseher, mittels reiner Textseiten von 24 Zeilen zu je 40 Zeichen und mit einer Übertragungsrate von 1200 bit/s online informiert hat.

Für die Deutsche Bundespost war Bildschirmtext insgesamt auch eher ein Flopp: Die Nutzerzahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück. In den 1990er-Jahren überlegte die Deutsche Bundespost sogar, den Dienst Btx komplett einzustellen. Dabei sollte Bildschirmtext ursprünglich das zentrale Informations- und Kommunikationssystem für alle Haushalte werden.

Das World Wide Web begann dagegen bereits kurz nach seiner Grundsteinlegung durch die Definition der Sprache HTML und den Übertragungsprotokolls HTTP einen Siegeszug - zuerst in den Hochschulen, danach in den Unternehmen und den privaten Haushalten.

Aus technischer Sicht heutiger Internet-Anwendungen erscheint das alten Bildschirmtext-System wie ein Relikt aus der Steinzeit. Heutzutage werden die Graphikfähigkeiten moderner Komputer durch Webdesigner bis in Letzte ausgereizt, innerhalb von Internetseiten wird Programmkode ausgeführt, um das Internet interessanter zu gestalten und es ertönen Filmchen mit Stereo-Ton.

Doch eine derartige technische Sichtweise verbirgt, daß es zahlreiche Punkte gibt, in denen Bildschirmtext sowohl für den Nutzer als auch für Anbieter wesentlich vorteilhafter war als das heutige Internet.

 

Bildschirmtext war standardisiert.

Aus heutiger Sicht wird häufig behauptet, Btx hätte ein proprietäres Datenformat gehabt. Doch tatsächlich waren die technischen Definitionen von Bildschirmtext europaweit einheitlich festgelegt - sie bildeten den sogenannten CEPT-Standard.

Ähnlich wie heute HTML definierte der CEPT-Standard eine Seitenbeschreibungssprache. Es war zwar keine als ASCII-Text lesbare Sprache, sondern eine binär aufgebaute. Dem Character nach aber war sie eine Seitenbeschreibungssprache. Gleichzeitig definierte er einen Satz fester Zeichensätze (inklusive Symbolschrift und Zeichen zur Blockgraphik) sowie Definitionen für frei definierbare Zeichen. Auch eine feste Farbpalette (4096 Farben) war im CEPT-Standard europaweit vereinheitlicht.

Nun mag man argumentieren, daß Internet sei sogar weitweit standardisiert. Tatsächlich ist dem aber nicht so! Webseiten werden in jedem Browser anders angezeigt. Die HTML-Spezifikation wird ständig weiterentwickelt, so daß man immer einen Browser der neuesten Generation einsetzen muß, um nicht von vielen Webseiten ausgeschlossen zu werden. Zusätzlich gibt es zahlreiche Webseiten, die nur nach Installation zusätzlicher Software betrachtet werden kann (Flash, Shockwave, Realplayer, etc.).

Im Internet gibt es sogar Webdesigner, die Benutzer seltener Browser bewußt von ihren Seiten ausschließen. Dort wird auf der ersten Seite die Browsersoftware abgefragt. Wer dann nicht die aktuelle Version von Netscape oder Internet Explorer verwenden, wird mehr oder weniger unfreundlich bis beleidigend beschimpft, er sei nicht mehr auf dem Stand der Technik.

Ein Kompatibilitätsproblem im Internet ist auch Javascript: Auf zahlreichen Seiten ist ein Browser, der Javascript ausführt, eher unangenehm. Dann poppen Werbefenster auf, die rechte Maustaste funktioniert nicht mehr, Fenster vergrößern sich zum Vollbildmodus, Fenster lassen sich nicht mehr schließen, und viele Dinge mehr. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der immer wieder publik werdenden Sicherheitsmängel schalten viele Internet- Nutzer die Javascript-Unterstützung in ihrem Browser aus. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Seiten im World Wide Web, die man ohne aktiviertes Javascript gar nicht ansehen kann. Was soll der Internet-Nutzer also tun?

Derartige Probleme gab es in Bildschirmtext nicht: Der CEPT war starr festgelegt und erlaubte eine große darstellerische Vielfalt im Rahmen der Wiedergabequalität eines Farbfernsehers. Insofern gab es keinen Bedarf nach ständiger Weiterentwicklung der Spezifikation. Wer nach den Regeln des CEPT-Standards eine Btx-Seite gestaltete, konnte sich auch darauf verlassen, daß diese Seite pixelgenau mit exakt gleichem Aussehen bei allen Nutzer angezeigt wurde.

Insbesondere war die Anzeige unabhängig von Alter, Versionsnummer oder Hersteller des verwendeten Geräts. Es gab Fernseher unterschiedlicher Hersteller mit eingebautem Btx-Decoder, sowie externe Decoder wie das Btx-TV-Set. Außerdem wurden Kombigeräte angeboten wie das MultiTel oder MultiCom im analogen Netz, das DisplayTel im ISDN-Netz. Alle zeigten die Seiten pixelgetreu exakt identisch an.

 

Bildschirmtext war einfach zu bedienen.

Menschen, die mit dem Komputer aufgewachsen sind, können sich kaum vorstellen, daß jemand Probleme mit der Bedienung einer Maus haben könnte. Unterhält man sich aber einmal mit älteren Menschen, so stellt man fest, daß gerade die Maus ein zentraler Hinderungsgrund ist, mit dem Komputer und dem Internet zu arbeiten.

So wird es als schwierig empfunden, mit der Maus exakt zu positionieren und sie meistens auf die linke Taste, manchmal aber auch auf die rechte Taste zu drücken, ohne sie dabei erneut zu bewegen. Erst recht bereitet es Probleme, die Maus bei gedrückter Taste zu bewegen, um z.B. die Größen von Fenstern oder deren Position zu verändern. Ganz unmöglich ist für viele der Doppelklick, ohne unbeabsichtigt zwischen den beiden Klicks die Maus zu bewegen.

Derartige Bedienprobleme können das Internet sogar vollständig unbrauchbar machen: Bewegt man beispielsweise in der Auflistung der empfangenen E-Mails den Mauszeiger versehentlich zu weit nach oben, so klickt man dann nicht mehr auf eine E-Mail, sondern auf eine Spaltenüberschrift der Auflistung. Anstelle die gewünschte Mail anzuzeigen, werden die Mails dann nach dem Namen des Absenders sortiert. Typischerweise ist dann die E-Mail, die man gerade lesen wollte, aus dem Bildschirmausschnitt verschwunden. Jemand, der sich mit dem Komputer kaum auskennt (der froh ist, gerade mal ein paar Grundelemente der Internet-Benutzung zu kennen), nimmt diesen Zustand wahr als "Meine gerade empfangene E-Mail ist plötzlich gelöscht worden". Meinen Erfahrungen nach ist dieser Nutzer ohne fremde Hilfe nicht in der Lage, die Mail wieder hervorzuzaubern. Da er auch nicht weiß, was wirklich passiert ist, ist er auch nicht in der Lage, am Telephon sein Problem so zu schildern, daß man ihm aus der Ferne helfen könnte.

Für jüngere Menschen liegen die Bedienprobleme des Internet häufig nicht in dem Zeigeinstrument "Maus" begründet, sondern in der graphischen Gestaltung von Webseiten. Waren in der Anfangszeit des WWW Links noch grundsätzlich blau unterstrichene Wörter, und besuchte Links dunkelblau, so verbergen sich Links dank individuellen Webdesign heutzutage unter den unterschiedlichsten Schriftfarben, Schriftstilen und -größen oder sind gar als Graphiken gestaltet, die nicht im Entferntesten nach Links aussehen.

So findet man Aufzählungen, wo nicht die textuellen Inhalte, sondern die bunten Aufzählungspunkte Links zu weiterführenden Informationen sind. Es gibt Links, die erst dann sichtbar werden, wenn man mit der Maus über sie fährt. Auf vielen Webseiten kann man auch nicht mehr zwischen besuchten und noch nicht besuchten Links unterscheiden, weil beide in der gleichen graphischen Ausprägung dargestellt werden. Umgekehrt gibt es nicht wenige Webseiten, wo unterstrichene Textpassagen (teilweise sogar in Blau) keine Links sind.

Im Internet verwirktlich also nicht nur jeder Anbieter sein eigenes Design, sondern leider auch sein eigenes User-Interface. Ein einfaches Navigieren im Internet ist für den technisch unerfahrenen Nutzer nicht möglich.

In Bildschirmtext gab es keine Maus. Man musste keine Stellen auf den Seiten anklicken, um zu weiteren Seiten zu kommen, sondern man bediente sich der Telephontastatur, d.h. man gab die Ziffern 0-9 und die Zeichen "*" (Stern) oder "#" (Raute) ein. Typischerweise gelangte man mit der Ziffer 0 zu einer übergeordneten Seite, während man mit der Taste "#" (Raute) ein Angebot seitenweise durchblättern konnte. Zu anderen Seiten kam man mit einstelligen Zahlen 1-9 oder zweistelligen Zahlen 10-99. Mit dem Zeichen "*" konnte man Seitennummern direkt eingeben, wenn man sie kannte.

Dieses User-Interface war auf jeder Seite gleich. Zwar konnte es Seiten geben, wo z.B. hinter der Ziffer 0 keine Verknüpfung definiert war, aber die grundsätzliche Gestaltung der Navigation war vorgegeben. Unabhängig davon, wie eine Seite designed war, konnte sich der Nutzer sicher sein, daß die Navigation über Tippen von Ziffern, Stern oder Raute erfolgte.

 

Bildschirmtext hatte ein funktionierendes Inkasso.

In Bildschirmtext konnten seitenabhängige Entgelte zwischen 0,01 und 9,99 DM pro Seite sowie zeitabhängige Entgelte bis 1,30 DM pro Minute direkt über die Telephonrechnung eingezogen werden.

Was heute im Internet als "Micropayment" diskutiert wird und was zusätzlicher Verträge bedarf, war in Bildschirmtext bereits enthalten: Die Bezahlung kleiner Beträge direkt online.

Der Bezahlvorgang war im Btx-System fest integriert und ließ sich nicht manipulieren. Die Bestätigung des Geldbetrags erfolgte unabhängig vom konkreten Fall stets in gleicher Form und war technisch dagegen geschützt, von Benutzer übersehen zu werden (beispielsweise wurde beim Erscheinen der Abfrage der Tastaturpuffer gelöscht). Probleme mit teuren 0190er-Einwahlen, die der unerfahrende Anwender nicht bemerkt, gab es in Bildschirmtext nicht. Zudem konnte der Anschlußinhaber für seine Mitbenutzer individuelle Limitierungen vorgeben, so daß diese nicht endlos Geld im Netz ausgeben konnten.

Der Bezahlvorgang wurde direkt zwischen dem Nutzer und dem Betreiber, der Deutschen Bundespost, abgewickelt. Der Anbieter der mit Kosten belegten Seiten erfuhr nichts über die Identität der Nutzer, die für den Abruf seiner Seiten bezahlt hatten. Er erhielt lediglich die Summe der monatlichen Beträge von der Telekom gutgeschrieben. Nur dann, wenn Nutzer die Telephonrechnung nicht bezahlten, wurde die betreffenden Adressen und zugehörigen Einzelbeträge von der Bundespost dem jeweiligen Anbieter mitgeteilt, so daß dieser seine Forderungen selbst anmahnen konnte.

 

Bildschirmtext benutzte eine feste Zugangsnummer.

Wer privat das Internet nutzt, wählt sich meist per Modem oder ISDN-Verbindung bei einem Internet-Provider ein. Er hat also einen Komputer mit Modem oder ISDN-Karte. Selbst, wenn diese Einrichtungen eigentlich nur für den Internet-Zugang genutzt werden sollen, so können sie doch beliebige Rufnummern anwählen.

Sobald der Nutzer aus dem Internet Programme lädt und ausführt, hat er jedoch keine Kontrolle mehr darüber, was diese Software auf seinem Rechner tut, insbesondere, was sie per Modem oder ISDN-Karte anwählt. So besteht das Problem, daß von unseriösen Anbietern im Internet auf unterschiedlichen Wege den Nutzer Programme untergeschoben werden, die für den Laien nicht direkt wahrnehmbar Verbindungen über teure 0190er-Rufnummern aufbauen und aufrechterhalten.

Bei Bildschirmtext war die zu wählende Rufnummer fest in der Anschlußbox "DBT-03" kodiert. Technisch handelte es sich bei der Anschlußbox zwar um ein gewöhnliches Modem, jedoch konnte dies nur Verbindungen zu der einen fest eingestellten Nummer aufbauen. Es war unerheblich, welche Software auf dem angeschlossenen Endgerät gestartet wurde - die Zugangsbox konnte nicht dazu überlistet werden, eine andere als die fest eingestellte Nummer zu wählen.

Eigentlich wäre dieser Mechanismus auch für den Internet-Zugang denkbar: Ein Modem oder eine ISDN-Karte, die per Hardwareeinstellung (z.B. über Jumper) fest darauf eingestellt wird, nur eine bestimmte Nummer anzuwählen, wäre sicherlich nicht sehr teuer zu fertigen. Und dies würde einige arglose Internet-Nutzer vor überteuerten Telephonrechnungen von teilweise mehreren Tausend Euro bewahren. Doch leider existiert dies nur in der Theorie.

So bleibt als einziger Schutz nur die Möglichkeit, den Zugang zum Internet über einen separaten Router durchzuführen und am Komputer keinen Modem-Anschluß herzustellen und keinen ISDN-Karte einzubauen. Doch diese Vorgehensweise ist nur für Komputer-Auskenner praktikabel. Durchschnittbürger, die das Internet ohne besondere Komputerkenntnisse als einfaches Medium zur Information und Kommunikation nutzen wollen, wissen in der Regel noch nicht einmal von dem Risiko, auf das sie sich einlassen.

 

Bildschirmtext hatte graphische Post.

Wer im Internet eine E-Mail schreibt und sichergehen will, daß diese vom Empfänger auch gelesen und verstanden werden kann, tut gut daran, die E-Mail als nackten Text (ASCII) zu versenden. Graphische Aufwertungen sind tabu, maximal dürfen Dateien an die als ASCII-Text formulierte Mail als Anhang beigefügt werden, wenn man nicht weiß, welche E-Mail-Software der Empfänger einsetzt.

Dabei gibt es auch bei E-Mail die Möglichkeit, graphisch gestaltete Briefe zu versenden. Ein Nutzer kann dies auf verschiedene Weisen tun: Er kann E-Mail in HTML-Form verfassen, kann sogar Javascript-Elemente in E-Mails einbauen, kann Flash-Amationen integrieren oder Word-Dokumente versenden. Doch es ist egal, welche Verfahrensweise der Absender wählt, in jedem Fall geht er ein erhebliches Risiko ein, daß der Empfänger seine graphisch hübsch gestaltete Botschaft gar nicht lesen kann oder er etwas ganz anderes angezeigt bekommt. Denn abhängig von verwendeter Software, deren Version und Sicherheitseinstellungen werden die E-Mails unterschiedlich behandelt. Der einzige gemeinsame Nenner ist das reine Textformat "ASCII".

In Bildschirmtext dagegen bestand elektronische Post stets aus einer Btx-Seite. Diese konnte sämtliche graphischen Elemente beinhalten, die der CEPT-Standard vorsah. Sie konnte alle in allen erdenklichen Farben gestaltet sein, unterschiedliche Schriftgrößen aufweisen, Blink- und Laufschrift nutzen und die Botschaft mit Graphiken illustrieren. Doch kein Nutzer von Btx musste sich darüber Sorgen machen, daß seine elektronische Post vielleicht beim Empfänger nicht korrekt angezeigt werden könnte. Vielmehr konnte er sich darauf verlassen, daß das, was er bei sich auf dem Bildschirm sah, exakt so auch beim Empfänger erschien.

 

Bildschirmtext hatte integrierte Datenschutzmechanismen.

Wer im Internet Webseiten besucht, hinterläßt dabei einen ganzen Batzen von Datenspuren. So überträgt er die IP-Adresse seiner Internet-Einwahl, die technischen Daten des verwendeten Browsers und Betriebssystems, eventuell auch die Inhalte gespeicherte Cookies.

In Bildschirmtext war die überwiegende Zahl der Seiten statisch auf den Servern der Betreibergesellschaft Deutsche Bundespost abgelegt. Von den einzelnen Abrufen erfuhr der jeweilige Anbieter gar nichts. Lediglich eine Statistik der Anwahl der Abrufe pro Stunde konnte er sich anzeigen lassen. Wo in Btx per Datex-P eine Weitervermittlung zu externen Rechnern erfolgte, wurde dies dem Benutzer angezeigt. Zudem wurde auch bei solchen Verbindungen keine den Benutzer identifizierenden Daten übermittelt.

Wo personengebundene Daten abgefragt und an Informationanbieter übermittelt wurden (was ja z.B. bei Bestellvorgängen notwendig ist), wurde dies dem Benutzer eindeutig bekanntgegeben. Die Anzeige erfolgte nicht durch den individuellen Anbieter, sondern durch die Deutsche Bundespost, so daß sie unabhängig von der konkreten Seite immer gleich aussah und somit klar zu erkennen war.

 

Bildschirmtext beinhaltete geschlossene Benutzergruppen.

Wenn im Internet ein Anbieter möchte, daß nur bestimmte Nutzer auf die vom ihm bereitgestellten Informationen oder Anwendungen zugreifen können, so muß er diese mit einem Paßwort schützen. Er muß sich darum kümmern, entsprechende Technik auf seinem Server einzusetzen. Und er hat die Möglichkeit, mitzuprotokollieren, welcher der Nutzer zu welchem Zeitpunkt wie lange auf welche Informationen oder Dienste zugegriffen hat - aus Datenschutzsicht ein Alptraum. Zudem muß der Nutzer sich ein Paßwort merken, was Sicherheitsempfehlungen zufolge nicht identisch oder ähnlich zu anderen von ihm benutzen Paßwörtern sein sollte.

Bei der Konzeption von Bildschirmtext hatte die Deutsche Bundespost von Anfang an berücksichtigt, daß in Online-Medien der Bedarf besteht, bestimmte Dienste oder Informationen nur bestimmten Nutzern zugänglich zu machen: Unternehmen möchten bestimmte Daten nur ihren Mitarbeitern oder Vertriebsbeauftragten zugänglich machen, nicht aber der Öffentlichkeit. Die Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften möchten Hintergrundinformationen exklusiv für die Abonnenten bereitstellen.

Bildschirmtext verfügte deshalb über das technische Merkmal "Geschlossene Benutzergruppe (GBG)". Dieses funktionierte so: Ein Btx-Anbieter, der es nutzen wollte, musste bei der Betreibergesellschaft Deutsche Bundespost beauftragen, daß seine Btx-Seiten als geschlossene Benutzergruppe geführt werden sollten. Daraufhin bekam der Btx-Anbieter die Möglichkeit, im Rahmen der Administration seiner Seiten die Btx-Teilnehmer- oder Mitbenutzernummern derjenigen einzutragen, denen er den Zugriff auf seine Seiten erlauben wollte. Nur die Nutzer mit diesen Nummern konnten fortan seine Seiten aufrufen, hatten also die Möglichkeit, seine Informationen zu lesen oder angebotene Dienste zu nutzen.

Der Benutzer musste sich keine Benutzernamen oder Paßwörter merken, da die Berechtigung intern vom Btx-System anhand der Teilnehmerdaten überprüft wurde. Der berechtigte Nutzer bekam also gar nicht mit, daß er Seiten einer geschlossenen Benutzergruppe aufrief. Der nicht berechtigte Nutzer wurde mit einer Fehlermeldung abgewiesen.

Aus Datenschutzsicht gab es nichts zu beanstanden: An den Anbieter wurde keine Daten über die Nutzung durch den individuellen Teilnehmer übermittelt. Lediglich im Rahmen der in Btx verfügbaren Abrufstatistiken konnte er feststellen, wie häufig pro Stunde seine einzelnen Btx-Seiten abgerufen wurden. Er konnte jedoch keine Rückschlüsse ziehen, welche Einzelpersonen aus dem Kreis der von ihm als berechtigt definierten Teilnehmer seine Seiten abgerufen hatten.

 

Bildschirmtext hatte eine persönliche Ansprache.

Unter meiner Internet-Domain http://www.mein-postamt.de halte ich zahlreiche Photos vor, die man als elektronische Postkarten an beliebige E-Mail-Empfänger versenden kann. Bei diesem Dienst muß der Absender seine eigene E-Mail-Adresse von Hand eintippen. Er läuft somit Gefahr, durch Tippfehler eine fehlerhafte Absenderkennung zu wählen. Auch zeigt dies, daß die Absenderadresse im E-Mail-Dienst des Internets einfach zu fälschen ist.

Bei meinem Bildschirmtext-Grußkarten dagegen wurde die Absenderadresse des Anwenders automatisch eingetragen. Sie war also gegen Tippfehler geschützt und auch nicht manipulier- bzw fälschbar.

In Bildschirmtext hatte jeder Nutzer einen festen Datensatz: Teilnehmer- und Mitbenutzernummer, Anrede, Name, Vorname, Straße mit Hausnummer, Postleitzahl und Wohnort. Die Anbieter von Bildschirmtext-Seiten konnten bestimmen, daß bestimmte dieser Daten automatisch in Formulare eingetragen werden sollten. Außerdem konnten sie wählen, ob diese Datenfelder in der betreffenden Seite durch den Nutzer editierbar oder manipulationssicher sein sollten. Beim Absenden solcher Seiten bekam der Anwender natürlich einen Warnhinweis, daß persönliche Daten enthalten waren.

Zusätzlich war es auch möglich, persönliche Daten auf Btx-Seiten erscheinen zu lassen, die keine Formulare waren, also nicht an den Anbieter abgesendet wurden. So konnte man auf seinen Btx-Seiten den Nutzer z.B. mit der geschlechtsspezifischen Anrede, Vor- und Nachnamen begrüßen, ohne daß man diese Daten dazu abfragen und speichern musste. Es reichte, auf der Btx-Seiten an den betreffenden Stellen bestimmte Kodierungen einzutragen. Beim Abruf der Seiten durch einen Nutzer wurden dann von der Deutschen Bundespost automatisch die Daten des Nutzers eingetragen.

Im Internet gibt es so etwas gar nicht. Die Seitenbeschreibungssprache HTML sieht keinerlei Konstrukt vor, um clientseitig automatisch z.B. den Vornamen des Nutzers einzutragen. Anbieter im Internet, die ihre Nutzer persönlich begrüßen wollen, haben nur die Möglichkeit, den einzelnen Nutzer explizit nach seinem Namen zu fragen und eine Identifikation des Nutzers als Cookie zu setzen.

Damit aber verwalten sie persönliche Daten des Nutzer und werden in die Lage versetzt, persönliche Nutzungsprofile zu erstellen.

 



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